Während der Nazidiktatur war das Christkönigsfest ein „Abwehrfest gegen den
Nationalsozialismus“, ein mutiger Kontrapunkt, ein „Bekenntnistag“ (nachdem die Nazis den Jugendbekenntnistag am Dreifaltigkeitssonntag 1935 verboten hatten), eine Kritik katholischer Jugendverbände am ‚Führerkult‘.
Ist uns die Frömmigkeitsform fern gerückt, die das Christkönigsfest abbildet? „König Fußball“ übernahm bei der EM im Frühsommer kurzzeitig sein Regiment. Wir
betrachten uns als „König Kunde“.
Das heutige Fest des „Weltenkönigs“ steht unter Legitimationsdruck. Es besteht
Erklärungsbedarf. Sollen wir predigen über die Macht Christi, der alles überschaut? Über die Macht der Liebe, den Machtmissbrauch, das Machtstreben, die
vermenschlichte Macht? Sollen wir es als ein „Ein ‚Ätsch‘-Fest gegen die Herren der Welt nach dem Motto ‚Wir siegen doch‘“ (Heribert Arens) verstehen? Soll der universale
Herrschaftsanspruch Jesu akzentuiert werden?
Sollten wir nicht eher ein Fest einführen: „Jesus, der Arme“? „Jesus, der mitfühlende
Heiland der kleinen Leute“? Ein Gedenktag des „sozialen Königtums“ Jesu? Ist der
Königstitel, auf Jesus bezogen, nicht genauso archetypisch wie der des „Hirten“? Können wir im Blick auf die gegenwärtigen und vergangenen irdischen Könige (und andere Machthaber/-innen und Drahtzieher dieser Welt) eine Verstehenshilfe für Jesu
Königtum gewinnen?
Das Lesejahr B versetzt uns in den Karfreitag. Sind wir IHM im zu Ende gehenden
Kirchenjahr – verhüllt – begegnet? Oder verfehlten wir den machtlosen Christuskönig wie Pilatus?