Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit diesem Sonntag beginnen wir wiederum die Adventszeit (und mit ihr ein neues
Kirchenjahr) – also: neue Chance, neues Glück!
Der Advent, so hört man immer wieder, sei eine besinnliche Zeit – oder soll es
zumindest sein. Vielleicht schwingen da Kindheitserinnerungen oder auch
Wunschvorstellungen mit; die Realität sieht leider oft anders aus. Denn für viele von uns ist es eine sehr betriebsame, wenn nicht gar hektische Zeit. Wieviel soll nicht noch zur Vorbereitung auf Weihnachten erledigt werden! Was alles möchte ich nicht noch vor Weihnachten „schaffen“, als ginge die Zeit danach nicht mehr weiter! Und dann gibt’s vielleicht noch so einiges, das zwar nichts mit Weihnachten zu tun hat, aber noch im „alten Jahr“ erledigt werden soll oder muss. Also – das war’s dann wohl wieder mal mit der „besinnlichen Zeit“?
Nicht so ganz, hoffe und wünsche ich – denn ich meine, einiges hängt doch auch von mir selbst ab. Was von all dem, was ich „unbedingt“ noch erledigen möchte, ist denn wirklich notwendig?? Was bleibt übrig, wenn ich die To-Do-Liste mal wirklich kritisch anschaue? Gewiss – so einiges! Und dennoch – sicher längst nicht alles. Eine
Prioritätenliste kann hilfreich sein – was ist das Wichtigste, was weniger? Wenn ich
solche Überlegungen im Advent anstelle, dann kann er leicht eine Art „Übungszeit“ für mein Leben werden. Denn was im Advent gilt, das gilt auch für den Rest des Jahres – es kommt drauf an, mich zu entscheiden, was meine Prioritäten sind.
Und das, liebe Schwestern und Brüder, ist auch eine geistliche Frage. Wenn der Advent tatsächlich eine besinnliche Zeit sein soll – auf was soll ich mich denn da besinnen? Sich besinnen heißt mehr als einfach nur ein bisschen Pause machen und verträumt in die Kerzen des Adventskranzes schauen (auch wenn das durchaus etwas Schönes und
sicher gelegentlich auch Wichtiges ist …). Es bedeutet, der Frage Raum zu geben, worin der Sinn meines Lebens besteht – was meinem Leben Sinn und Richtung gibt. Für uns Christinnen und Christen müsste da eigentlich die Frage nach Gott auftauchen – welche Rolle spielt er in meinem Leben, wo gebe ich ihm Zeit und Raum? Advent ist
Vorbereitung auf Weihnachten – Weihnachten aber ist, dass Gott in unser Leben tritt. Wenn ich für IHN keine Zeit fände – dann bräuchte ich eigentlich auch überhaupt nicht Weihnachten zu feiern.
Ich wünsche Ihnen von Herzen einen Advent mit Zeiten der Besinnung!