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Qui est-il, ton Dieu? Wer ist das, dein Gott?

26.12.20, 12:00

Gott wird Mensch

Es ist schon fast ein halbes Jahrhundert her, daß ich das erste Mal im Sinai war.  Von Jerusalem ging es am Toten Meer vorbei durch den Negev nach Süden, quer durch die Wüste. Des Nachts schlugen wir unser Lager im Freien auf, backten Fladenbrot in der Asche unseres Lagerfeuers und schliefen unter einem Sternenhimmel, der funkelte wie tausende von Diamanten. Der Sechstagekrieg war gerade 5 Jahre vorbei und überall waren da noch die Überreste des Krieges, explodierte Munitionszüge und LKW’s , Kolonnen von zerschossenen Panzern, Minenfelder und Berge von Stiefeln und Stahlhelmen der ägyptischen Soldaten, ein bedrückendes Bild. Nachts stiegen wir den Mosesberg und erlebten nach einer eisigen Nacht dort oben den Sonnenaufgang, ein unvergeßliches Erlebnis! Später wurden wir vom Vater Abt empfangen, der uns durch das Katharinenkloster führte, die Klosterkirche, das Refektorium und die berühmte Bibliothek und nicht zuletzt die alten Ikonen zeigte, von denen einige noch aus der Zeit vor dem Bilderverbot des 8. Jahrhunderts stammten. Als ich im Internet vor kurzem auf die Weihnachtsikone des 11. Jahrhunderts aus dem Katharinenkloster stieß, hatte ich sofort wieder den Geruch dieses Ortes in der Nase und die beeindruckende Atmosphäre war mir gegenwärtig.

Link zur Ikone

Die Ikone stellt uns die Geburtsgeschichte Jesu vor Augen:   Engel verkünden den Hirten die Geburt Jesu, Maria ruht neben der Krippe mit dem Kind, auf das von oben der Lichtstrahl aus dem Himmel, der Sphäre Gottes, fällt; Ochs und Esel stehen dabei; Frauen bringen eine Waschschüssel und Decken und waschen das neugeborene Kind; dem nachdenklichen Joseph redet ein Engel gut zu; die Weisen bringen ihre Geschenke. Wenn wir uns die  Ikone lang genug anschauen, werden wir eine ganze Reihe von kleinen Bildergeschichten entdecken, die sich um die Geburt Jesu ranken. All dies wird eingerahmt von den beobachtenden himmlischen Heerscharen in der Sphäre Gottes oben und der Darstellung der Flucht der heiligen Familie nach Ägypten und dem Kindermord von Bethlehem am unteren Bildrand. Das Besondere an dieser Ikone ist, daß hier kein Wert gelegt wird auf irgendeine Weihnachtsromantik. Hier wird realistisch, ja brutal gezeigt, in welche Welt das Licht Gottes einbricht: Eine Welt, in der Liebe und Fürsorge und das Staunen über die Unbegreiflichkeit des Lebens verdrängt werden von Machtgier und Haß, die auch vor Mord und Totschlag an den Wehrlosen nicht Halt machen. Was zur Zeit der Geburt Jesu geschah, das geschieht immer wieder, bis in unsere Welt heute. Wir sehen doch die Bilder jeden Tag im Fernsehen, und oft genug frage ich mich, ob es jemals anders sein wird. Es hilft mir, darüber nicht zu verzweifeln, wenn ich mir diese Ikone anschaue und dazu den Choral aus dem 2. Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach anhöre:

"Brich an, o schönes Morgenlicht, und laß den Himmel tagen!

Du Hirtenvolk, erschrecke nicht, weil dir die Engel sagen,

daß dieses schwache Knäbelein soll unser Trost und Freude sein,

dazu den Satan zwingen und letztlich Frieden bringen!"

In der hoffnungsvollen Zuversicht, dass nicht Egoismus und Machtgier, Haß und Krieg und auch nicht die Corona-Pandemie das letzte Wort sind, das über unsere Welt gesprochen ist, sondern dass sich das Heil Gottes auch in unserem Leben endlich durchsetzen wird, das mit der Geburt Jesu in unserer Welt seinen Anfang genommen hat

wünsche ich Ihnen

ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Katholischer Kirchengemeindeverband Hürth

Severinusstraße 61-63
50354 Hürth | Hermülheim

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