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Qui est-il, ton Dieu? Wer ist das, dein Gott?

19.12.20, 12:00

Advent. Warten. Worauf?

Der Advent, die Vorweihnachtszeit, war für mich als Kind irgendwie eine Zeit mit zwei Gesichtern: Einerseits gab es da Kerzen, Lieder und Geschichten, köstliche Gerüche aus der Küche und Plätzchen, die auf geheimnisvolle Weise irgendwie über Nacht auf dem Tisch standen. Eine schöne Zeit, wenn auch nicht frei von den üblichen „Betriebs-unfällen“, wenn ich eine meiner Schwestern zu sehr getriezt hatte und dafür von meiner Mutter eine gefegt bekam.

Andererseits aber wollte diese Zeit kein Ende nehmen. Ich hatte früh mitbekommen, dass es in dieser Zeit um Weihnachten ging, um das Warten auf das „Christkind“. Also irgendwas ganz Heiliges und Wichtiges. Aber die Wochen vor dem Weihnachtsfest wollten kein Ende nehmen. Sie kamen mir unendlich lang vor, länger jedenfalls als die 6 Wochen Sommerferien, die mir als Schulkind zwar auch herrlich lang erschienen, dann jedoch den Fehler hatten, mit dem Schulbeginn zu enden.

Man konnte zwar sehen, wie die Zeit verging, weil am Adventskranz jeden Sonntag eine neue Kerze angezündet wurde, aber das war irgendwie nur kurze Zeit unterhaltsam. Der Küster baute in der Kirche nach und nach die Krippe auf, aber die war leer, ohne die Figuren der Weihnachtsgeschichte. Und das große Kreuz über dem Hochaltar war mit einem violetten Vorhang abgedeckt. Langweilig. Da war nix los. Da blieb nur Warten. Irgendwann würde es Heiligabend werden …

Worauf warten wir im Advent? Wir feiern an Weihnachten den Geburtstag Jesu, von dem wir glauben, dass er der Sohn Gottes ist. Wir wissen, dass er vor über 2000 Jahren geboren wurde, dass er etwa 30 Jahre alt wurde, das Evangelium vom Reich Gottes verkündigte und wie ein Verbrecher am Kreuz hingerichtet wurde.  Aber wir glauben auch, dass er vom Tode auferweckt wurde und lebt. Seine ersten Jünger haben ihn nach seiner Auferweckung gesehen, mit ihm gesprochen, mit ihm gegessen. Vor ihren Augen kehrte er zu seinem himmlischen Vater zurück, nachdem er ihnen den Geist Gottes versprochen hat, der alle, die an ihn glauben, erfüllt und bestärkt.

Wir warten im Advent darauf, dass dieses Reich Gottes in der Welt endlich vollendet wird. Wir warten darauf, dass der Herr erscheint, um seine endgültige Herrschaft über die Schöpfung anzutreten. Das Neue Testament nennt dieses Ereignis in seiner griechischen Ursprungssprache parousía - Ankunft, Besuch – ja, Advent. Im Sprachge-brauch seiner Zeit war der Begriff parousía ein terminus technicus für die Ankunft oder den Besuch des Herrschers, wofür sogar besondere Abgaben und Steuern zur Deckung der Parusie - Kosten erhoben wurden, wie Quittungen und Briefe zeigen, die bei Ausgrabungen gefunden wurden.

Im Advent beten wir darum, dass wir nicht die Energie verlieren, die „Spielregeln des Reiches Gottes“ zu beherzigen und nach ihnen zu leben, wie sie im Matthäusevangelium formuliert werden: barmherzig, selbstlos, mitleidig, nachsichtig, zuvorkommend und großzügig zu sein (vgl. die Seligpreisungen der Bergpredigt Mt 5, 3-12 und die Gerichtsrede Jesu 25, 31-46).

Ab und zu können wir Erinnerungen daran erleben, wenn z.B. uns jemand wider Erwarten freundlich, zuvorkommend, rücksichtsvoll begegnet; oder wenn wir uns selbst dabei erwischen, wie wir, ganz entgegen unserem gewohnten Verhalten, nicht auf unserem „guten Recht“ bestehen, sondern jemand anderem den Vortritt lassen. Wir können dies als kleine Ermunterungen verstehen, nicht zu resignieren beim Warten auf das Reich Gottes, selbst wenn das unser ganzes Leben lang dauert …

Auch wenn wir nun schon fast 2000 Jahre warten: das Warten wird nicht vergeblich sein. Jesus selbst erinnert daran: „Denkt daran: Ich habe es euch vorausgesagt. Wenn sie euch sagen: Seht, er ist draußen in der Wüste!, so geht nicht hinaus. Und wenn sie sagen: Seht, er ist im Haus!, so glaubt es nicht. Denn wie der Blitz bis zum Westen hin leuchtet, wenn er im Osten aufflammt, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.“ (vgl. Mt. 24, 25-27)

Darauf lohnt es sich zu warten. Denn wenn der Herr erscheint und das Reich Gottes vollendet, dann wird das so überzeugend sein, dass kein Rest irgendeines Zweifels bleiben wird.

Katholischer Kirchengemeindeverband Hürth

Severinusstraße 61-63
50354 Hürth | Hermülheim

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