Katholisch in Hürth Katholisch in Hürth Katholisch in Hürth

Qui est-il, ton Dieu? Wer ist das, dein Gott?

12.12.20, 12:00

An Gott glauben? Warum sollte ich?

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie an Gott glauben? Bert Brecht hat in einer seiner Kurzgeschichten vom Herrn Keuner diese Frage auf den Punkt gebracht:

 

Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: „Ich rate dir nachzudenken, ob dein Verhalten, je nach der Antwort auf diese Frage, sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallenlassen; würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens soweit behilflich sein, dass ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott.“ 

 

Eine kleine gemeine Geschichte, die Brecht hier erzählt. Freundlich unterstellt er, der sich zeitlebens als  Atheist ausgab, dass derjenige, der an Gott glaubt, es nötig habe an Gott zu glauben, um überhaupt leben zu können. Glauben ist seiner Meinung nach ein Mittel, nach dem nur derjenige greift, der ohne fremde Hilfe, ohne einen Haltegriff nicht leben kann; er handelt moralisch nur, weil er sich dazu von Gott zwingen lässt. Brecht verengt den Glauben an Gott auf die Funktion, Lebensweise und moralisches Verhalten des Gläubigen zu beeinflussen. Ihm zufolge scheint sein einziger Sinn darin zu liegen, Halsband, Rettungsring  und Haltegriff der Schwachen und Unselbständigen zu sein, woraus sich dann die falsche Alternative ergibt: Entweder gehörst du zu denen, die eine solche Hilfe nicht nötig haben – dann können wir die Frage fallenlassen, oder du gehörst zu den Schwachen und Unselbständigen und musst dir sagen lassen: du brauchst einen Gott.

Fühlen Sie sich so schwach, unselbständig und hilfebedürftig?

Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, Glaube an Gott bestehe vor allem darin, sich in ein Korsett aus Regeln und Vorschriften einzwängen zu lassen, um sich durch deren strikte Befolgung den Erfolg seines Lebens sichern zu wollen. So, als wäre Glaube so etwas wie eine Lebensversicherung, die uns am Ende ausbezahlt wird. Ich mache Abstriche an meiner Lebensqualität, um mit dem damit gewonnenen Guthaben in mein Leben nach dem Tod zu investieren. Das aber ist doch totaler Blödsinn! Gott ist doch kein Versicherungsmakler!

In der Heiligen Schrift wird uns Gott vorgestellt als der Schöpfer von allem, was ist.    Er ist der Grund und das Ziel der gesamten Schöpfung, also auch unseres Lebens. Er ist der Ewige und will, dass wir ewig leben in der Vollendung, der Gemeinschaft mit ihm. Wenn wir uns auf seine Menschenfreundlichkeit und Liebe verlassen, wenn wir ihm vertrauen, können wir so leben, wie er: liebevoll, hilfsbereit, verlässlich, großzügig, nachsichtig. Es geht beim Glauben an Gott um Vertrauen, nicht um das pingelige Einhalten von Geboten und Verboten, um dafür irgendwann einmal irgendwas zu bekommen. Wer auf Gottes Menschenfreundlichkeit und Liebe vertraut, der bekommt einen Sinn im Leben:  nach dem Vorbild Gottes an meinem Platz zu leben und zu handeln, diese Welt dadurch zu verändern und anderen Lebensmut zu schenken.

Katholischer Kirchengemeindeverband Hürth

Severinusstraße 61-63
50354 Hürth | Hermülheim

Wort für die Woche

Wort für die Woche

5. September 2024, 12:00
Öffne Dich!
Weiter lesen

Social Media