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Qui est-il, ton Dieu? Wer ist das, dein Gott?

14.11.20, 12:00

Qui est-il, ton Dieu?

Engel Reims (c) Georg Kalkum

Als ich vor 50 Jahren in Bonn mein Theologiestudium begann, erzählten Kommilitonen begeistert von der Internationalen Studentenwallfahrt von Paris nach Chartres. Also war ich dabei und ging mit. Die Wallfahrt fand in der Woche nach Pfingsten statt und stand unter dem Motto „Qui est-il, ton dieu? Wer ist das, dein Gott?“  

Auf der Fahrt mit dem Bus von Bonn nach Paris machten wir in Reims eine Pause, Zeit genug, die Kathedrale zu besuchen. Im Eingang fielen mir die Engelfiguren auf, besonders dieser eine auf dem Foto. Er lächelt selig und ballt dabei die Faust als wollte er sagen: Tschakka! – wie nach  einem gelungenen Treffer beim Fußball. Der hat richtig Spaß! Warum sind Engel so fröhlich? Und warum stehen sie da im Eingang? 

Engel gehören zum himmlischen Hofstaat Gottes, wie es in der Offenbarung des Johannes heißt. Sie leben ständig vor ihm, sie erkennen ihn, sie sehen ihn von Angesicht zu Angesicht, ihn, den Grund und die Vollendung der ganzen Schöpfung. Uns Menschen ist das verwehrt; in der Hl. Schrift heißt es, dass kein Mensch Gott anschauen kann, ohne zu sterben (s. Ex 33,20). Die Engel sehen, wer und wie Gott ist, sie lächeln selig und sind gewissermaßen hin und weg, weil sie die Erfüllung erfahren, in der engsten Gemeinschaft mit Gott leben zu dürfen, dem Erstrebenswertesten, Schönsten und Höchsten, was ein Geschöpf Gottes sich in seinen kühnsten Träumen je vorstellen kann. 

Können Sie sich an einen Augenblick erinnern, in dem sie so einmal so richtig von Grund auf glücklich waren? Vielleicht war es der Augenblick, in dem Sie die Erfahrung machen durften, von einem anderen Menschen im Innersten mit Wohlwollen erkannt worden zu sein, sich in seiner Gegenwart geborgen und sicher fühlen zu können, ohne etwas vormachen oder sich verstecken zu müssen. Vielleicht hatten Sie da auch solch ein seliges Lächeln im Gesicht. Vielleicht gibt eine solche Erfahrung eine leise Ahnung davon, wie es sein könnte, Gott so nahe zu kommen wie die Engel. 

Die Engel machen im Eingang zur Kathedrale gewissermaßen Reklame dafür, uns auf Gott einzulassen, auf die Vollendung unseres Lebens in ihm zu hoffen, weil sie die Antwort auf die Frage wissen wer Gott ist.

Die Wallfahrt führte uns drei Tage zu Fuß mit Rucksack und Wanderstiefeln rund um Chartres, die Kathedrale am Horizont immer im Blick. Es war unglaublich heiß. Wir schliefen wir in Scheunen im Stroh, teilten unser mitgebrachtes Essen miteinander, redeten über Gott und die Welt, haben miteinander gesungen, gebetet und meditiert. Unterwegs feierte Kardinal Marty, Erzbischof von Paris, des Abends in dem von Fackeln erleuchteten etwas verwilderten Park eines Landschlösschens mit uns eine bewegende Heilige Messe. Höhepunkt der Wallfahrt war der Einzug von über 2000 Studenten in die Kathedrale und die abschließende Eucharistiefeier mit dem Kardinal und den Priestern der Studentengemeinden. 

War die Hinfahrt mit dem Sonderzug zum Ausgangspunkt der Wallfahrt noch etwas unpersönlich, so war die Rückfahrt nach Paris ein Fest voll der Lieder, die wir in den drei Tagen miteinander gesungen hatten. Die gute Laune der Engel war offensichtlich ansteckend gewesen. Und das Thema der Wallfahrt „Qui est-il, ton Dieu?“ hat mich bis heute nicht losgelassen.

In den kommenden Wochen möchte ich in diesem Blog darüber nachdenken, wer dieser Gott ist, an den wir glauben und was das für uns bedeutet. 

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