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Qui est-il, ton Dieu? Wer ist das, dein Gott?

28.11.20, 12:00

Pascals Wette

Alle Versuche, die Existenz Gottes zu beweisen, scheitern letztlich daran, dass sie meist das, was sie beweisen wollen, bereits stillschweigend voraussetzen. Der französische Gelehrte Blaise Pascal (1623 – 1662), Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung, hat einen etwas anderen Weg eingeschlagen, der wegen seines Humors einen gewissen Charme hat.

 

Blaise Pascal wird eines Tages von einem Mann konsultiert mit der Bitte, ihm zu beweisen, dass Gott existiert. Pascal macht es ihm nicht so einfach: Er sagt:  „Die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa fünfzig zu fünfzig. Es gibt ihn oder es gibt ihn nicht. Die Frage nach Gott wird durch den Verstand nicht gelöst. Aber warum wollen Sie das wissen?“

Der Mann sagt:  „Na ja, wissen Sie, ich führe ein ziemlich loses Leben. Aber so richtig froh werde ich dabei nicht. Ich wurde christlich erzogen, aber immer, wenn ich gerade dabei bin, mein Leben so richtig zu genießen und die Sau rauszulassen, dann fällt mir Gott ein und der Spaß ist vorbei. Also entweder will ich mich um Gott nicht mehr kümmern müssen, oder ich will richtig fromm werden. Diese ständige Hin und Her macht mich verrückt. Ich würde mein Leben verändern, wenn ich definitiv wüsste, dass Gott existiert.“

Pascal: „Mmh, das ist schwierig, denn es lässt sich nicht beweisen, dass es Gott gibt oder nicht. Aber wenn Sie wirklich herausbekommen wollen, ob Gott existiert, könnten Sie wetten, ob es Gott gibt oder nicht. Ich bin Wahrscheinlichkeitstheoretiker, Wetten sind mein Spezialgebiet! Wetten wir miteinander, ob Gott existiert oder nicht.“  

„Was bekomme ich, wenn ich gewinne?“

„Nichts!“  

„Wie nichts?“  

„Nein, nichts. Wenn Sie gewinnen, haben Sie zwar Recht. Es gibt dann keinen Gott,  aber im Grund haben Sie verloren, und ich auch. Wenn es keinen Gott gibt, ist unser Leben ohne Ziel und Sinn.“

„Und wenn Sie gewinnen?“

„Dann gewinne ich doppelt. Ich habe Recht behalten, denn es gibt einen Gott. Und zugleich habe ich Glück und Zukunft – das gilt für Sie und für mich. Sie haben also dann mit mir gewonnen.“

„Sie meinen also, ich müsste eigentlich an Gott glauben?“

„Nein, müssen Sie nicht, aber es ist Ihre einzige Chance. Man kriegt die Frage nach Gott nicht heraus, ohne etwas einzusetzen. Sie sagen: Sie würden Ihr Leben verändern, wenn Sie wüssten, dass es Gott gibt. Ich sage Ihnen: Machen Sie es umgekehrt: Investieren Sie etwas, investieren Sie sich selbst. Und Sie werden überrascht sein, wie lebendig Gott sich in Ihrem Leben zeigt. Tun Sie mal so, als ob, und Sie werden erfahren, dass die Sache wahr ist.“

„Und wenn es nicht wahr ist?“

„Was hätten Sie schon groß zu verlieren? Sie würden lediglich Ihren Lebensstil aufgeben, von dem Sie doch eh nicht so überzeugt sind, Sie würden zuverlässig, treu, liebevoll und großzügig  leben. Das wäre kein schlechter Tausch. Als Wahrscheinlichkeits-theoretiker kann ich Ihnen versichern: Sie werden höchstwahrscheinlich Gott erleben – in dem Maß, wie Sie ihm Raum geben.“

Wir wissen nicht, ob Pascal dem Mann weiterhelfen konnte. Aber eins wird deutlich:  An Gott zu glauben bedeutet, sich auf ihn einzulassen. Auf denkerischem Wege erschließt sich die Frage nach Gott nicht. Denken ist wichtig, aber hier braucht es mehr: Wir müssen Gott, die Möglichkeit einräumen, unser Leben zu verändern. Erst dann werden wir Gott erfahren, vorher nicht. Dass Wasser einen trägt, können wir selber auch nur dadurch erfahren, dass wir reinspringen. Wir müssen es ausprobieren und dem Wasser die Möglichkeit geben, es uns zu zeigen. So ähnlich ist es auch mit Gott. Wenn wir ihm vertrauen, werden wir erfahren: Er ist da.

Katholischer Kirchengemeindeverband Hürth

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