Während die ersten Bitten des Vaterunsers den Blick auf Gott Vater und unser Verhältnis zu ihm richten, wechselt bei der vierten Bitte die Perspektive. Es folgen die Bitten mit dem Blick auf uns selber und unsere menschlichen Bedürfnisse.
Die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ beinhaltet alle menschlichen Bedürfnisse - sowohl die lebensnotwendigen und materiellen Dinge, die wir für unser leibliches Dasein benötigen als auch die „geistliche Speise“ für die inneren psychischen Bedürfnisse. Es geht darum, Gott jeden Tag um das Notwendige für unser Leben zu bitten und darauf zu vertrauen, dass Gott uns das geben wird, was wir brauchen.
Wie Gott die Menschen immer wieder neu versorgt, davon berichtet die Bibel sehr schön im Alten Testament bei Mose und der Wüstenwanderung. Als die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste ziehen und Hunger haben, lässt Gott vom Himmel Manna regnen. Dies geschieht einmal am Tag und zwar genau so viel, wie sie für diesen Tag brauchten (nachzulesen bei Exodus Kapitel 16). Und Gott schenkt ihnen ebenso das notwendige Wasser aus dem Felsen (Exodus Kapitel 17).
Diese Bibelstelle lehrt uns, dass wir Gott in der Versorgung vertrauen können, denn er schenkt uns alles, was wir brauchen in der notwendigen Menge für diesen einen Tag. Deshalb brauchen wir keine Vorräte anzulegen.
Die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ schließt auch die Menschen mit ein, die um ihr tägliches Brot zu kämpfen haben, die unter Not und Hunger leiden müssen. Jeder Mensch, besonders jener, der im Wohlstand lebt, ist aufgerufen, sich dafür einzusetzen, dass die Ressourcen dieser Erde gerecht verteilt werden, sodass jeder Mensch davon leben kann.
Wenn wir diese Vaterunser-Bitte aussprechen, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott unser Vater seinen geliebten Kindern alles geben wird, was sie brauchen. Er möchte uns Menschen satt machen und schenkt sich uns sogar selbst in der Person Jesu Christi. So möchte er uns auch im geistigen Sinne Nahrung sein. Er möchte uns innerlich gesund und freimachen und uns all das geben, was unser Herz entbehrt und braucht.
Wir sind also in vielerlei Hinsicht Beschenkte des himmlischen Vaters. Jeden Tag neu dürfen wir darum bitten und uns für die Fülle Gottes öffnen.